Freitag, 5. August 2016

Olympia im Film



Jean Peters

                                                                                                              
Zeit für Legenden  -  Die unglaubliche Geschichte der                    Leni Riefenstahl







                                                                                            von Frank Blum


 

"Sie war die größte Regisseurin aller Zeiten. Man muss sich nur mal ihren Olympia-Film ansehen." (Quentin Tarantino)



Ich gebe zu, bei diesem Thema bin ich befangen. Als 13- oder 14jähriger sah ich im damaligen Kölner Programmkino Bambi den ersten Teil des Olympia-Films von Leni Riefenstahl mit dem schönen naheliegenden Titel Fest der Völker, und seitdem habe ich für die allzu orthodoxen und politisch korrekten Gutmenschen unter ihren Kritikern kein Verständnis mehr.

Vor Filmbeginn musste man freilich einen ungefähr zehn Minuten langen einführenden Tonbandkom- mentar über sich ergehen lassen, denn schon damals war das Ganze ein "heisses Eisen". Der Prophet gilt eben nichts im eigenen Land (außer mir waren nur noch ca. zwei Leute im Kino), selbst dann nicht, wenn eine Frau hingeht und den einzigen wahrhaft avantgardistischen Film dreht, der im NS-Staat entstand und der die Entwicklung der filmischen Ästhetik wesentlich voranbrachte -  aber bei den Nazis halt, daher kommt wie beim pawlow´schen Hund in diesem unserem Land so rasch wie sonst nur noch in Israel die "Ja aber Auschwitz"-Moralkeule, nicht mal unbedingt  im  mosaisch geprägten Filmbetrieb Amerikas, dort hatte die Riefenstahl Verteidiger von Shirley Clarke - schon in den 70er Jahren - bis eben Tarantino; als ob die Olympischen Spiele von 1936 und die Gaskammern interferiert hätten.

Eben das möchte der Schulfunk-Ableger Zeit für Legenden - Die unglaubliche Geschichte des Jesse Owens suggerieren, der seit voriger Woche in den Kinos läuft. Ein wohl an sich gut gemeintes Biopic über Owens, einen der Stars von 36, das allerdings in mehr als einer Hinsicht arg frisiert erscheint. Zu Beginn sieht man Avery Brundage (Jeremy Irons) in Berlin im offenen Wagen durch Berlin fahren, als er eine Verhaftung normaler Bürger sieht; was bedeuten soll, damals hätte in der Bevölkerung ähnlicher Frust und ähnliche Angst geherrscht wie später, etwa nach dem Attentat vom 20. Juli.

Reine Geschichtsfälschung! Im Gegenteil herrschte 36 nicht nur in Berlin eine Art von Aufbruch- stimmung, motiviert vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Konjunktur und der zurückgehenden Arbeitslosigkeit. Sicherlich gab es schon damals Verhaftungen, aber die große Inhaftierungswelle von 33/34 war vorüber  und das ökonomische "Aufbauwerk des Führers" schien zu greifen.
Ebenfalls nicht repräsentativ ist die gezeigte Debatte, ob die USA überhaupt teilnehmen oder die Berliner Spiele boykottieren sollten, man sieht wichtige Männer im erregten Für und Wider - in New York! Es gab aber auch große amerikanische Städte mit einem hohen Anteil deutschstämmiger und zugleich nichtjüdischer Bürger, die natürlich schon ganz grundsätzlich bis begeisert die Teilnahme bejahten, nicht unbedingt weil man die Nazis so toll fand, sondern weil man einfach deutsche Wurzeln hatte. Wenn dort ein antideutscher Film in den Kinos lief, wurden die Kinos mitunter einfach angezündet und abgefackelt. Im weitgehend von Juden dominierten New York hingegen wehte natürlich ein anderer Wind, der Film tut aber so, als sei die Metropole stellvertretend für das ganze Land gewesen.

Immerhin, die US-Mannschaft wird bei der Ankunft von sympathischen Berlinern begeisert empfangen, das sieht man schon, ebenso die Freundschaft zwischen Owens und dem Sportler Long, die Riefenstahl selbst tritt auf und ist nicht die völlig Böse, das hat man sich denn doch nicht getraut. Am Schluss wird einem nochmal aufs Butterbrot geschmiert, dass dasselbe Land drei Jahre später den Zweiten Weltkrieg begann - freilich auch mit falscher Suggestion, als hätte Hitler auf den roten Knopf gedrückt und auf der ganzen Welt sei Krieg gewesen. Der Zweite Weltkrieg war bis 1941 ein "europäischer Bürgerkrieg", eine Formulierung, die nicht nur Jost Nolte verwendet  -  und Polen wurde von Deutschland und Russland angegriffen! Nur waren die Russen so schlau, ein paar Tage zu warten.
Fazit: Ein antideutscher Film aus dem jüdischen Hollywood, wie sollte es auch anders sein. Spielberg wollte es vor Jahren mit seinem München-Epos über die 72er-Olympiade besonders schlau machen. Wohl um sich der Kritik am allzu Projüdischen von vorhherein zu entziehen, brachte er Palästinenser auf die Leinwand, die eben nicht als die absoluten Bad Guys wirkten; wobei er sich das Hintertürchen offen ließ, er habe ja schließlich eine Art Roman über die Spiele mit viel frei Erfundenem serviert.

Es gab noch viele andere Filme, auch über andere Olympische Spiele, bislang hat jedoch nur der Zweiteiler von Leni Riefenstahl filmhistorische Bedeutung erlangt. Wer im September nach Ende von Rio noch immer nicht genug von Olympia hat, kann sich den Riefenstahl-Film dann in Köln im Filmclub Akasava auf der großen Leinwand genießen (als DVD kostet er im Augenblick bei Amazon ca. 90 Euro). Termin folgt auf www.akasavaclub.blogspot.de.







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