Samstag, 17. September 2016

Hilmar Thate gestorben





von Frank Blum

Ich schrieb bekanntlich vor über 20 Jahren ein erstes Buch über seine Frau Angelica Domröse und traf ihn daher mehrmals persönlich. Hilmar Thate, den seine Frau Himmy nannte, im privaten Umgang sehr freundlich und natürlich, war nicht sehr groß, wirkte aber höchst männlich und zumindest damals, Anfang der 90er, auch jünger als er war. Auf der Bühne sah ich ihn als Mephisto im ersten Teil des Faust, sehr lebendig und interessant, nur liess ihm die lust- und einfallslose Inszenierung von Alfred Kirchner damals im Schiller-Theater nicht viel Spielraum. Wenig später schlossen die staatlichen Berliner Schauspielbühnen und damit auch das Schiller-Theater als kontinuierlicher Betrieb, nicht wegen der Schauspieler, sondern vor allem wegen unfähiger Regisseure und Intendanten wie Kirchner.

 Große Kinorollen bekam Thate im Ostzonenfilm, der einer seiner "Schulen" war, nicht, nur zahlreiche Nebenrollen; damals entfaltete er sich vor allem am Theater und im Fernsehen, am wichtigsten war wohl das Kino betreffend sein Part in Fassbinders Veronika Voss, also einem Westfilm Aus erster Ehe hatte er einen Sohn, während Angelica bekanntlich nicht Mutter wurde, der Grund wird in mei- nem zweiten Domrösebuch Man nannte sie Dornmöse ausführlich beschrieben.

Die großen Zonenstars werden naturgemäß immer weniger. Von denen, die sich als gesamtdeutsche Berühmtheiten etablieren konnten und schon unter Honecker Stars waren, sind nur noch Corinna Harfouch übrig geblieben und Angelika Waller, die allerdings vor allem Fernsehstar war (ihr zu Ehren organisierte ich vor zehn Jahren in Köln eine Retrospektive). So problematisch die Defa-Filme künstlerisch und ideologisch oftmals gerieten, so blieb doch einiges sehenswert, auch wegen Schauspielern wie Hilmar Thate.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen