Dienstag, 15. November 2016

Der Trouble mit Trump




Das Motiv des eine Knarre an die Schläfe haltenden Uncle Sam angesicht der beiden ungeliebten Kandidaten fand ich gleich in zwei verschiedenen Karikaturen (auf der anderen knien die beiden in den Startlöchern zu einem Langstreckkenlauf und Uncle Sam steht daneben und will statt des Start- schusses sich selbst die Kugel geben). Nicht dass den US-Zeichnern die Fantasie ausgegangen wäre, im Gegenteil, insgesamt gab es ja zahllose Wahlkampfdeskriptionen in Karikaturform. Es ist einfach signifikant, dass die Yankees wohl spürten: Beide sind imgrunde nicht erste Wahl und vor allem keine Kandidaten der Herzen. Allenfalls interpretierte man Dinge in sie hinein, die man gerne in ihnen sah, nicht zuletzt auch bei uns: So wie damals alle für Obama waren, einfach nur weil er schwarz und damit so schön politisch korrekt war, so waren nun die deutschen Medien mehrheitlich gegen Trump, denn er war so hässlich politisch unkorrekt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Ja, von wegen.

Ich sage ganz offen: Ich hätte Trump gewählt, denn ich fühle mich als Deutscher von ihm eher vertreten als von Frau Merkel. Wenn Trump im Wahlkampf sagte, was in Deutschland mit der Flüchtlingspolitik passiere, sei eine Schande, so instrumentalisierte er es natürlich für seine Interessen - und doch hat er im kern ganz einfach recht. Dass Politiker nicht alles halten (können), was sie im Wahlkampf versprechen, ist ein alter Hut. Die Mauer an der Grenze zu Mexiko dürfte ein Problem werden, obwohl die Israelis mit ihrer Mauer keine haben, und dabei steht sie auch noch großteils völkerrechtswidrig weit vor der Grenze auf palästinensischem Gebiet. Und die Engländer bereiten gerade eine Mauer an der Kanalküste vor. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten jedoch ..... man wird sehen. Vielleicht ist es künftig in der westlichen Welt wieder möglich, Frauen zu kritisieren, ohne gleich als frauenfeindlicher Chauvinist denunziert zu werden (so ging es meiner Zeitschrift vor einigen Jahren, als einer meiner Autoren die Damen von LaDoc aufs Korn nahm, verziehen haben sie uns bis heute nicht). Weder Frauen noch Schwuchteln und Lesben noch Ausländer sind die besseren Menschen, die meisten ahnen gar nicht, wie gut es ihnen in der westlichen Welt im Allgemeinen und in diesem unserem Lande im Besonderen geht - auch dies gehört zur Wahrheit, um die ein Journalist stets bemüht sein sollte, auch wenn manche es nicht hören wollen.

Was mir im Augenblick an Trump NICHT passt: Abgesehen von seiner grundsätzlichen Unbe- rechenbarkeit, die sich nicht schönreden lässt, weil er sich in der Vergangenheit zugegebenermaßen zu oft widersprochen hat, und von seiner zu blonden und zu tief in die Stirn gekämmten Mähne, was schon fast lächerlich wirkt in seinem Alter: Er gründete eine Universität und betrog dann die Stu- denten um ihre Studiengebühren, dies nur als ein Beispiel unter mehreren. Andererseits sangen die Prinzen einst "Du musst ein Schwein sein auf dieser Welt", und da hatten sie ebenfalls recht, man muss es einfach bis zu einem gewissen Grade sein, wenn man Erfolg haben will. Und man muss als US-Präsident ein Liebling der Wall Street sein, denn dort werden die wahren Strippen großteils gezogen. (fb)





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