FILM MÄG: Den Österreichern steht "das Wasser bis zum Hals"

Mittwoch, 16. März 2016

Den Österreichern steht "das Wasser bis zum Hals" - und uns?

Mit dieser wohlgeformten Maid punktete vor einiger Zeit ein TV-Spot der Jugendorganisation der FPÖ. Sie sprach aus einem Swimmingpool heraus "Uns steht das Wasser bis zum Hals" und meinte natürlich die Flüchtlingsproblematik.

Bei unseren alpinen Nachbarn ist der rechtsradikalismus weitaus stärker als bei uns, was indes nicht bedeutet, jegliche Kritik an den Flüchtlingen sei grundlose Hetze. Der Vorteil bei unseren nachbarn: Dort herrscht nicht diese politisch-korrekte Gehirnwäsche wie in Deutschland, weder in den Köpfen der gar nicht so besonders still schweigenden mehrheit noch .- und das ist das Bemerkenswerte - in den Medien. Man könnte neidisch werden, eine Zensur findet, jedenfalls diesbezüglich, nicht statt.

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Die ganze Welt ist himmelblau, wenn ich auf deine Leinwand schau´.

Mit diesem Lied würde die Redaktion gern den Kölner Kinochefs öfters mal ein Ständchen bringen, manchmal hätten wir auch Anlass dazu, nur leider viel zu selten. Was nicht an den Chefs liegt, sondern an der Qualität neuer Filme, und was bereits nahelegt, wo beim Film Mäg der Schwerpunkt liegt: auf Filmgeschich- te. Peter Bogdanovich übertrieb zwar, als er ca. 1970 äußerte, alle guten Filme seien schon gedreht worden, doch seit Beginn der Postmoderne ist bekanntlich die lineare Fortentwicklung des Filmwesens und der Künste allgemein im Wesentlichen zum Stillstand gekommen. Man ahnt schon: etwas Filmtheorie und Filmwissenschaft darf hier ebenfalls sein.

Dennoch werden auch neue und neueste Mainstreamwerke berücksichtigt - dennoch oder gerade deshalb, um sie zu loben oder auch nicht (vollständig zu lesen sind die Kritiken nur in der Printausgabe). Unsere Leidenschaft gehört dem Genre- und Exploi- tationfilm der 50er bis frühen 80er Jahre, ähnlich wie Splatting Image, eines unserer Vorbilder, das ja leider mittlerweile die Printausgabe eingestellt hat; wir halten vorläufig noch auf Selbstausbeutungsbasis durch.

Ein anderes Vorbild ist jenes Phänomen, das man "Kölner Schule der Filmkritik" nannte und etwa von Mitte der 60er bis - welch Zufall - ungefähr Mitte der 80er Jahre währte und bundesweite Beachtung fand. Das Spektrum der Kölner Filmpresse reichte damals vom klerikalen Filmdienst, der ältesten noch erscheinenden deutschen Filmfachzeitschrift, die den klassischen Zeigefingersatz "Wir raten ab" erfand und in der Domstadt seinen ersten Redaktionssitz hatte, über die bürgerlich liberale Tagespresse (aus der Hans C. Blumen- berg hervorging, später Starkritiker der Hambur- ger Zeit) bis hin zu linksradikalen Hetzblättern und anderen alternativen Gazetten (bei einer von ihnen begann Henryk M. Broder). Es rauschte gewaltig im damaligen Kölner Blätterwald, es wehte buchstäblich in alle Richtungen, nach links, rechts, nach oben und unten. Die linken und alternativen Blätter haben mittlerweile längst aufgegeben, der Filmdienst ist aus der Domstadt fortgezogenen. Das Forum der vielgerühmten Kölner Schule war damals (!) primär der Kölner Stadt-Anzeiger. Seine legendäre Film im Bild-Seite, nur eine von zwei Seiten, die sich ausschließlich mit Kino befassten, wurde leider schon Ende der 70er eingestellt. Zwei Seiten nur über Film, das gab und gibt es sonst kaum in deutschen Zeitungen; ergänzend fand man beim Fernsehprogramm Wissenswertes zu den auf die Mattscheibe gebrachten Spielfilmen.

Das erste Film Mäg-Heft erschien im Sommer 2008, Auflage 10 Exemplare, hergestellt durch das Gestalten von A-3-Pappbögen mit Texten und Bildern im Cut-and-Paste-verfahren und anschließendes Kopieren im Copy-Shop. Schon 2009 musste eine 2. Auflage von Heft 1 folgen. Ein Massenblatt sind wir indes noch immer nicht und wollen es auch nicht unbedingt sein, der Geheimtipp-Status hat ebenfalls etwas für sich.

Mit dem Standort Köln befinden wir uns sozusagen in einer der Höhlen des Löwen, zahlreiche Kinofilme von Straubs Nicht versöhnt bis zu Die fabelhafte Welt der Amelie entstanden ganz oder teilweise in Köln. Man bemerkt zwar immer wieder deutlich die fehlende Tradition und Atmosphäre richtiger Filmstädte wie Berlin und München, doch gibt es dafür ergänzend die hohe Relevanz Kölns als Radio- und TV-Standort. Nahezu alle deutschen Filme sind seit Mitte der 70er Jahre ohnehin Koproduktionen mit dem Fernsehen; wie der Untertitel "Kino Medien mehr" nahelegt, werfen wir überdies grundsätzlich Seitenblicke auf Mediales jenseits der Leinwand.

Das Film Mäg ist nach wie vor ein nichtkom- merzielles Projekt, es finanziert sich vor allem durch die Brieftaschen der Autoren, durch Verkauf der Printausgabe und Spenden. Rein journalistisch gesehen hat dieser permanente finanzielle Druck den Vorteil, weitgehend wirklich unabhängig schreiben und werten zu können, auf keinen Inhaber und keine Werbekunden Rücksicht nehmen zu müssen. Die ist übrigens schon unser vierter Internetauftritt. Mit dem ersten hatten wir technische Probleme, der zweite war kostenpflichtig und nicht mehr finanzierbar, der dritte ein gemeinsamer mit dem Filmclub Akasava; zur jeweils besseren Profilierung haben wir uns Ende 2015 wieder getrennt.

"Wir müssen zurück in die Kinos, nur in den Kinos entsteht Mythos."
(Regisseur Peter Fleischmann)